Das Auersmacher Backhaus steht seit fast 35 Jahren am Dorfplatz. Gäste sind dort gern gesehen. Sie backen im urigen Holzofen Flammkuchen, Zimtgebäck oder Brot – und zwar ohne Handmixer, Mikrowelle und elektrischen Zwiebelhacker.

Käthe Maric, Ursula Thiel. Hertha Schumacher, Renate Lohmann und Ingrid Adt vom Katholischen Frauenbund Ensheim (von links) sind Stammgäste im Auersmacher Backhaus. Sie wissen aus dem Effeff, wie sie leckere Flammkuchen zubereiten können. Aus dem Schornstein des Backhauses im Herzen von Auersmacher steigt weißer Rauch. Ein Schritt durch die dunkle Holztür direkt in den Backraum. Circa 30 Quadratmeter ist er groß, erfüllt vom Geruch nach Holzfeuer, Mehl, Dörrfleisch, Zwiebeln, Hefe – und von eifriger Betriebsamkeit. Acht Mitglieder des katholischen Frauenbunds Ensheim stehen an langen Holztischen, binden sich Schürzen um, krempeln die Ärmel hoch, rufen sich Anweisungen zu und schleppen Arme voller Zutaten heran. Stammgäste seit 30 Jahren „Für den Teig zuerst das Mehl sieben“, erklärt Gertrud Walter und schüttet die weiße Masse routiniert in ein Sieb über einem großen Bottich. „Dann verteilen wir es in drei Wannen und geben lauwarme Milch, frische Hefe, Öl und Salz dazu.“Flammkuchen für den Weihnachtsmarkt im Pfarrheim Ensheim wollen sie heute backen. Im Akkord: Von 14 bis 18 Uhr sollen 80 bis 90 Flammkuchen entstehen. „Dafür brauchen wir 17,5 Kilo Mehl, 80 Eier, 15 Pfund Crème fraîche“, zählt Marianne Schweizer auf. Was noch? Schweizer setzt die Zutatenliste routiniert fort. „Zehn Liter Milch, zehn Kilo Zwiebeln, zehn Kilo Dörrfleisch. Und natürlich Margarine für die Backformen.“ Die Vertrautheit der Ensheimerinnen mit dem 1979 eingeweihten Backhaus kommt nicht von ungefähr. Seit rund 30 Jahren ist der Frauenbund regelmäßig in Auersmacher.

Die Idee für das Backhaus stammt vom damaligen Kleinblittersdorfer Bürgermeister Gerhard Küster. 45 000 Mark kamen 1977 bei der Auersmacher 1200-Jahr-Feier zusammen. 30 000 D-Mark investierten Dorfvereine in den Bau. 10 000 Mark steuerte die Gemeinde bei. Der Heimat- und Verkehrsverein (HVV) Auersmacher ist die Dachorganisation der Vereine. Der Vorsitzende Thomas Unold berichtet, Baumaterial und Backofen seien aus dem Gewinn der Feier gekauft worden. Die Gemeinde stelle das Grundstück. Bei der Inneneinrichtung habe der HVV geholfen. Das Geld für die Arbeitsstunden, die der Gemeindebauhof für das Backhaus leistete, habe der Verein über zehn Jahre hinweg der Gemeinde zurückerstattet. Das Haus gehöre nun der Gemeinde.

Der Verein halte es in Schuss. Er streiche es, pflege das Beet, beschaffe Holz für den Ofen und bezahle 950 Euro im Jahr für Wasser, Strom, Steuern, Versicherung und Schornsteinfeger. Jede Woche sind Gäste da Zurück ins Backhaus: Dort wiegen inzwischen zwei Frauen das Dörrfleisch für die Flammkuchen ab. Zwei andere kneten mit den Händen tief in den Bottichen Teig. Zwei fetten mit Pinseln die Backformen und eine verquirlt Eier, Crème fraîche und Gewürze für den Belag.

Wer ins Backhaus möchte, bezahlt 40 Euro und bringt die Zutaten mit. Ein- bis zweimal pro Woche seien Gruppen zu Gast, sagt Mechthild Jager. Sie betreut die Backgruppen ehrenamtlich. „Ich habe das praktisch von meiner Mutter und meiner Schwiegermutter geerbt“, erzählt sie. „Inzwischen mache ich seit 2002 die Organisation rund um die Backgruppen und auch die Buchführung. Das Haus trägt sich selbst.“ Geschäftig legt sie Holz in den Ofen nach, in dem gegenüber der Eingangstür das Feuer lodert. Daneben hängen zwei lange Schieber wie aus Astrid Lindgrens Kinderbuch „Michel aus Lönneberga“: ein schmaler für Brote, ein breiter für die runden Flammkuchenformen.

„Bei 220 bis 250 Grad backen wir hier in einer halben Stunde 30 bis 40 Flammkuchen“, erzählt Jager. Ein Schritt aus dem warmen Backhaus mit den emsigen Frauen in die Wintersonne. Der stille Dorfplatz duftet inzwischen nicht nur nach Holzrauch, sondern auch nach ofenfrischem Hefeteig.

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