Das Auersmacher Backhaus steht seit fast 35 Jahren am Dorfplatz. Gäste sind dort gern gesehen. Sie backen im urigen Holzofen Flammkuchen, Zimtgebäck oder Brot – und zwar ohne Handmixer, Mikrowelle und elektrischen Zwiebelhacker.
Die Idee für das Backhaus stammt vom damaligen Kleinblittersdorfer Bürgermeister Gerhard Küster. 45 000 Mark kamen 1977 bei der Auersmacher 1200-Jahr-Feier zusammen. 30 000 D-Mark investierten Dorfvereine in den Bau. 10 000 Mark steuerte die Gemeinde bei. Der Heimat- und Verkehrsverein (HVV) Auersmacher ist die Dachorganisation der Vereine. Der Vorsitzende Thomas Unold berichtet, Baumaterial und Backofen seien aus dem Gewinn der Feier gekauft worden. Die Gemeinde stelle das Grundstück. Bei der Inneneinrichtung habe der HVV geholfen. Das Geld für die Arbeitsstunden, die der Gemeindebauhof für das Backhaus leistete, habe der Verein über zehn Jahre hinweg der Gemeinde zurückerstattet. Das Haus gehöre nun der Gemeinde.
Der Verein halte es in Schuss. Er streiche es, pflege das Beet, beschaffe Holz für den Ofen und bezahle 950 Euro im Jahr für Wasser, Strom, Steuern, Versicherung und Schornsteinfeger. Jede Woche sind Gäste da Zurück ins Backhaus: Dort wiegen inzwischen zwei Frauen das Dörrfleisch für die Flammkuchen ab. Zwei andere kneten mit den Händen tief in den Bottichen Teig. Zwei fetten mit Pinseln die Backformen und eine verquirlt Eier, Crème fraîche und Gewürze für den Belag.
Wer ins Backhaus möchte, bezahlt 40 Euro und bringt die Zutaten mit. Ein- bis zweimal pro Woche seien Gruppen zu Gast, sagt Mechthild Jager. Sie betreut die Backgruppen ehrenamtlich. „Ich habe das praktisch von meiner Mutter und meiner Schwiegermutter geerbt“, erzählt sie. „Inzwischen mache ich seit 2002 die Organisation rund um die Backgruppen und auch die Buchführung. Das Haus trägt sich selbst.“ Geschäftig legt sie Holz in den Ofen nach, in dem gegenüber der Eingangstür das Feuer lodert. Daneben hängen zwei lange Schieber wie aus Astrid Lindgrens Kinderbuch „Michel aus Lönneberga“: ein schmaler für Brote, ein breiter für die runden Flammkuchenformen.
„Bei 220 bis 250 Grad backen wir hier in einer halben Stunde 30 bis 40 Flammkuchen“, erzählt Jager. Ein Schritt aus dem warmen Backhaus mit den emsigen Frauen in die Wintersonne. Der stille Dorfplatz duftet inzwischen nicht nur nach Holzrauch, sondern auch nach ofenfrischem Hefeteig.
Neueste Kommentare